Cinque Terre 2012



Los geht´s am Donnerstag, 27.September 2012. Die Fahrt in den zwei PKWs führt uns vom regnerischen Vorarlberg ins etwas sonnigere Ligurien. Bei einem ersten Bummel durch Moneglia, wo wir Quartier bezogen haben, schnuppern wir Meeresluft und gebratenen Knoblauch, der uns bald in ein Lokal zieht. Knapp vor 19.00 Uhr sitzen wir im urigen „da U Limottu“, wo wir landestypische Nudel- und Fischgerichte genießen. Selbstverständlich steht ligurischer Wein - literweise! – auf dem Tisch! In bester Stimmung lassen wir den Abend im Hotel bis spät in die Nacht ausklingen.
Freitag, 28.September 2012 Beim Treffpunkt auf der Hotelterrasse lockt schondie Sonne. Wanderschuhe, Rucksack und Sonnencreme im Gesicht – so starten wir zur ersten Wanderung. Mit dem Zug um 9:34 geht´s nach Monterosso. Doch kurz vor dem Ziel gibt´s eine unangenehme Überraschung! Die Schaffnerin will von uns €50.- extra haben! Dank Louis Italienischkenntnissen klärt sich die Sache bald auf: Wir haben wohl ein Ticket für die ganze Gruppe gekauft, aber am Bahnhof nicht entwertet. Das kostet nun extra! Dabei hatten wir Glück im Unglück. Hätten wir für jeden einzeln ein Ticket gekauft, hatte jeder die 50.- € zahlen müssen…. Tja, das bedeutet, mindesten eine Flasche Wein am Abend weniger. Ob das unsere Weinliebhaber sehr trifft……? Doch was soll´s!
Wir lassen den Ticket-Vorfall am Bahnhof und starten den Küstenweg entlang durch Monterosso. In einer kleinen Karawane von Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt schlendern auch wir von Meeresrauschen begleitet am Hafen vorbei zum Pfad Nr. 2, wo der bekannte Wanderweg beginnt. Doch da erleben wir die zweite Überraschung: der Pfad ist gesperrt! Ursache ist das Unwetter vom September 2011, wo Erdrutsche Teile des Weges unpassierbar gemacht haben. Doch irgendwo gibt es eine Alternativstrecke. Und die führt geradewegs bergauf. Stufe um Stufe lassen wir das Blau des Meeres unter uns und bewegen uns an Gestrüpp und Weinterrassen vorbei. Hier kommen wir das erste Mal zum Schwitzen und Schnaufen. Ein Blick auf´s Wasser entschädigt uns allerdings! Ein traumhaftes Panorama tut sich auf! Das Meer glitzert und die Vegetation kündigt schon den Herbst an mit orangen und gelben Flecken.

Nach einigen 100 Höhenmetern haben wir´s geschafft – ab jetzt geht´s gemütlich weiter – etwas auf, etwas ab, über eine alte Steinbrücke und über mit flachen Steinen gepflasterte Wege. Bald taucht vor uns das erste Etappenziel – Vernazza – auf. Hier herrscht reges Treiben, weil viele Menschen mit dem Boot ankommen. Unsere Gruppe schlendert zum Hafen und orientiert sich erst einmal. Es ist kurz nach 12 Uhr. Wollen wir nicht eine Kleinigkeit essen? Auf dem Turm der Festung haben wir ein kleines ristorante entdeckt, dessen Terrasse gleich von uns eingenommen wird. So lässt sich´s leben! Herrlicher Platz unterm Sonnendach, Rotwein im Glas und das Gefühl von Seemacht rund um uns! Dann noch schnell eine Schleckeispartie und dann geht´s weiter. Corniglia ist unser nächstes Ziel.


Auf dem Weg dorthin entdecken wir eine etwas andere Vegetation. Oliven- und Feigenbäume, Bambus, viele Kakteen und Agaven säumen den Weg, der weiter langsam ansteigend ist. Die Aussicht auf´s Meer begleitet uns auf Schritt und Tritt. Ca 70 Minuten später sind wir in Corniglia, das auf einem Felsen hoch überm Meer thront. Margit kennt da ein nettes Cafe bei der Kirche, sodass wir gleich drauflos steuern. Doch da sind alle Plätze besetzt. Wir acht Wanderer irren durch den Ort – immer auf der Suche nach einer geeigneten Lokalität. Schließlich entscheiden wir uns für ein Cafe, wo wir halt drinnen sitzen müssen. Die Kellnerin schnappt uns aber gleich und führt uns auf die Terrasse – genau dorthin, wohin wir eigentlich schon immer wollten! Jetzt haben wir einen herrlichen Platz unterm Sonnenschirm und eine feine Kaffee! Unser heutiges Ziel ist Groppo. Ein kleiner Ort etwas ins Landesinnere hinein. Dort haben wir einen Tisch für´s Abendessen bestellt.
Manfred hat Probleme mit seinem Knie bekommen und überlegt, wie er am Besten den Weg dorthin schafft. Zu Fuß ist es ihm zu anstrengend und zu weit, also entscheidet er sich für die Zugfahrt nach Manarola und dann die kürzere Strecke der Straße entlang dorthin. Margit und Doris begleiten ihn, während Hubert, Elisabeth, Louis, Wolfgang und Carmen sich zu Fuß auf den Weg machen. Der Pfad Nr.2 nach Manarola an der Küste entlang ist ab hier wirklich gesperrt. Die Wanderkarte zeigt uns die Umleitungsstrecke über Valastro – einem Ort in ca 300 m Seehöhe! Vom Bahnhof auf ca 5m Seehöhe geht´s also wieder bergauf in den Ort Corniglia und weiter den Pfad Nr. 7a.


Es ist wieder steil und stufig, aber landschaftlich traumhaft schön! Die Anstrengung hat sich gelohnt! Fast eben geht es durch romantische Waldstücke und wunderbar gepflegte Weinterrassen. Es ist fast 18.00 Uhr als wir Volastra erreichen. Aber nach Groppo ist´s nicht mehr weit. Das Restaurant „Cappun Magru“ ist das einzige hier, aber bekannt wegen seiner hervorragenden Küche! Genau richtig für uns Genussmenschen! Im sog. „Zitronengarten“ können wir uns etwas erholen und ein wenig „tischfein“ machen, denn im Restaurant ist´s modern und hell. Wer in Italien und in Meeresnähe ist, muss natürlich Fisch essen! Uns so ist das Fischmenü eine klare Entscheidung! Besonders als die Vorspeise „Cappun Magru“ auf den Tisch kommt, ist alle Anstrengung vom Tag wie weggeblasen. Es ist ein toller Abschluss für diesen Tag! Um zum Zug zu kommen, gibt´s noch eine kleine Nachtwanderung runter nach Manarola. Während wir am Bahnhof warten, zeigen Hubert und Elisabeth uns eine kleine Tanzeinlage. Ein Pärchen, das ebenfalls am Bahnsteig ist, will gleich die Schritte lernen. So haben wir noch viel Spass mit den beiden Tanzschülern!


Samstag, 29.September 2012 Es regnet in Strömen! Da wird´s wohl nichts mit dem Wandern. So beschließen wir acht, mit dem Zug nach Chiavari zu fahren und einem Bummel durch die Stadt und das Markttreiben dort zu machen. Während wir so durch die Gassen schlendern, hört der Regen auf. Ohne lästigen Regenschutz bewegen wir uns von Stand zu Stand. Wir kommen uns fast wie im Schlaraffenland vor: Oliven in den unterschiedlichsten Farben und Grössen werden hier angeboten, Wurstsorten in Hülle und Fülle, Mortadella so gross und rund wie ein Suppenteller, Käse in allen Geruchs- und Festigungsformen, herrliches Obst und Gemüse, Stände mit leckeren Marmeladekreationen, Bioweine und vieles mehr….. da läuft einem das Wasser im Mund zusammen! Ein Päckchen Oliven, ein paar Gewürze und die für Ligurien typischen kurzen, gedrehten Nudeln (Trofies) – wandern in unsere Taschen. Shoppen macht müde – besonders die Herren. Drum haben die schnell eine mondäne Caffeteria gefunden und zum allgemeinen Treffpunkt erklärt. Zum feinen Gläschen Weisswein brachte der Kellner zur Überraschung Tellerchen mit Oliven, kleinen Pizza- und Blätterteigstückchen, Gemüsedips und Käse! Stimmt, in Italien muss zu Alkoholischem etwas zum Dazuknabbern gereicht werden! Bald biegen sich die zwei Bistrotische unter den Snacks, Weingläsern und Kaffeetassen von uns acht Personen!



Die Sonne kitzelt uns inzwischen am Kragen und animiert uns, doch noch ein paar Schritte zu tun. So fahren wir mit dem Zug nach Sestri Levante, von wo wir zurück nach Moneglia gehen wollten. Doch zuerst müssen wir uns den Weg durch den „Großstadtdschungel“ zum Wanderweg erfragen. Louis erkundigt sich bei alten Frauen, einem Olivenölhersteller, einem Mopedfahrer und einem Polizisten. So gelangen wir nach einem kleinen Umweg und einem langen, langen Fussweg in den Vor0rt Riva Trig, wo wir schliesslich das Wanderzeichen finden. Aber sollen wir wirklich den weiten Weg wagen? In der Ferne grollt der Donner, überm Meer geht der Regen nieder. Doch es gibt kein Zurück! Rauf auf den Hügel! Bald fallen die ersten Tropfen vom Himmel – bei jeder Kehre des steinigen Weges einige mehr. Blitze hellen die Gegend auf, die Stimmung rundum wird düster. Schnell kommt der Regenguss und mit ihm die anschwellenden Rinnsale mit ockerfarbenem Wasser! Jeder von uns kämpft sich tapfer durch den starken Regen den schmalen, felsigen Pfad hinauf. Oft muss man von Stein zu Stein springen, um dem entgegenkommenden Bächlein auszuweichen. Weiss ist die Gegend um uns – weiss vom Regen und Nebel. Wolfi legt ein gewaltiges Tempo vor, um schneller durch den peitschenden Regen zu kommen. Margit stemmt ihren kleinen Schirm gegen die schräg fallenden Tropfen. Nässe steigt die Hosenbeine aufwärts, in Carmen´s Wanderschuhen hat sich ein kleiner See gebildet. Nasse Haare sind im Moment das geringste Problem. Nach einer undefinierbar langen Zeit bemerken wir helle Stellen am Himmel, der Regen lässt nach und hört schliesslich ganz auf, die Sonne schickt in paar Strahlen zum Trockenen. Doch uns ist das inzwischen ziemlich egal, wir sind durchnässt aussen vom Regen, innen vom Schwitzen.

Auf der Anhöhe, wo eine Abzweigung zum Torre Baffa führt, gibt´s zum ersten Mal eine kleine Verschnaufpause, bis Louis und Carmen den weiteren Weg erkundet haben. Von da an führt der Weg sanft auf und ab durch Wald- und Buschlandschaft einige 100 Meter überm Meer. In dieser Gegend muss es vor nicht allzu langer Zeit gebrannt haben, da schwarze Baumstämme zwischen dem neuen Grün in den Himmel ragen. Das ergibt ein besonderes, botanisches Flair. Rund 2,5 Stunden stapfen wir mit flottem Schritt Hügel um Hügel herum unserem Ziel zu. Wie erleichtert sind wir, als wir endlich Moneglia sehen und der steile Abstieg beginnt! Ein Aufschrei der Erleichterung ist zu hören, als alle acht Wandere mehr oder weniger heil direkt vor unseren Hotels ankommen! Das nächste, was wir wollen, ist gar nicht einheitlich: den Herren gelüstet es nach Flüssigem aus der Flasche, den Damen eher dem aus der warmen Brause! Trocken und kultiviert lachen wir noch lange über das Regenabenteuer, das wir so schnell sicher nicht vergessen.



Sonntag, 30. September 2012
Die Schuhe und Socken von Carmen sind vom gestrigen Tag noch etwas feucht. Mithilfe des Föns versucht sie sie zu trockenen, da die nächste Tour ansteht. Mit dem Zug geht´s nach Manarola, von wo wir der „Via dell´Amore“ entlang wandern wollen. Doch daraus wird nichts: sie ist auch gesperrt wegen der Schäden vom Vorjahr! Also schlendert unsere Gruppe durch den Ort und am Hafen entlang. Wir entscheiden uns wieder einmal für den „Höhenweg“. Die erste Etappe kennen wir schon, das ist die Strasse, die wir von Groppo gekommen sind. Nur geht´s jetzt wieder aufwärts. Am Tag sieht man schön auf den gegenüberliegenden Hügel, wo man zarte Figuren erkennen kann. In der Adventzeit sind diese schön beleuchtet und stellen eine Krippe und andere Geschehnisse aus der Weihnachtsgeschichte dar. Man merkt, dass dieser Weg touristisch nicht viel begangen wird, er ist nicht besonders gut beschildert. Aber gemeinsam finden wir den Weg durch einen Tunnel und über eine lange Brücke. Schon taucht an der Küste Riomaggiore auf. In unendlich vielen Stufen steigen wir durch enge Gäßchen runter zum Hafen. Wie in den anderen cinque-terre-Städtchen sind auch hier die bunten Häuschen eng aneinander geklebt. Wieder über viele Stufen auf und ab finden wir schließlich ins Centro und zu einer Bar. Es ist schwül – und so schmeckt das Bier nochmal so gut. Wir beraten, was wir weiter unternehmen sollen; das Wetter ist unbeständig, kommt der Regen doch noch? Die Wege an der Küste sind gesperrt; wollen wir für den Rückweg wirklich in die Höhe schnaufen? Oder fahren wir ein Stückchen mit dem Boot?

Schlußendlich fahren Manfred, Margit, Carmen und Wolfi mit dem Zug ins Quartier, um den hoteleigenen Pool zu testen und sich für den Abend frisch zu machen. Doris, Louis, Elisabeth und der „mögige“ Hubert entscheiden sich für eine Bootsfahrt. Nachdem das Schiffchen Richtung Monterosso im Hafen wegen des Wellenganges nicht anlegen kann, nehmen die vier das Boot nach La Spezia. Von dort aus geht es dann zurück nach Monterosso. Die 4 Seetüchtigen geniessen die Fahrt, wo sie immer einen Blick auf die felsige Küste haben und auf die Wegstrecken, die sie in den letzten Tagen geschafft haben. Um 19.00 Uhr treffen wir uns alle wieder in Monterosso bei „Miky“, einem hervorragenden Fischrestaurant. Wieder schlemmen wir wie die Fürsten und lassen diesen ligurischen Aufenthalt g´hörig ausklingen.


Montag, 1. Oktober 2012 Es heisst Abschied nehmen. Das fällt aber ein bisschen leichter, weil es regnerisch und kalt geworden ist. Für die Heimfahrt ist das aber ganz ok. Doch wir nehmen sonnige Erinnerungen mit und den Wunsch wieder einmal gemeinsam Urlaub zu machen. Carmen Lassnig, 2012